Brief des Vorstandes aus dem Jahr 1999
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Theodor Hellbrügge Kinderarzt |
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Prof. Dr. Dr. hc. mult. Theodor Hellbrügge feiert seinen 80. Geburtstag |
Professor Hellbrügges Konzept kann nicht direkt unter die Behindertenhilfe eingeordnet werden, denn durch die von ihm eingeführten vielfältigen Programme der Frühdiagnostik, Frühtherapie und frühen sozialen Eingliederung will er möglichst viele Kinder vor dem Schicksal lebenslanger Behinderung bewahren. Und die mannigfaltigen Erfahrungen bis zum heutigen Tage beweisen eines: Es ist ihm gelungen!
Seine Grundidee der Zusammenarbeit von Kinderärzten, Kinderpsychologen, Heilpädagogen sowie Therapeuten verschiedenster Fachrichtungen unter einem Dach im Dienste der Eltern wurde im Kinderzentrum München verwirklicht. Dieses Kinderzentrum - laut Beschluß des Rates der Europäischen Gemeinschaft vom 18.04.1988 als eine der acht als Modell europaweit anerkannten Einrichtungen - mit dem Lehrstuhl für Sozialpädiatrie der Universität ging in die Obhut des Bezirkes Oberbayern über. Das Kinderzentrum München wurde zum Vorbild von über 80 sogenannten Sozialpädiatrischen Zentren in Deutschland und mehr als 50 im Ausland.
Die Förderung des Kindergartens und der Schule im Kinderzentrum München, in denen erstmals verschiedenartig behinderte Kinder mit nichtbehinderten Kindern erzogen wurden, ist heute die Aufgabe der Aktion Sonnenschein München. Diese will sich in den nächsten Jahren bemühen, aus dem derzeitigen Förderzentrum für geistig- und lernbehinderte Kinder wieder eine echte Integrationsschule im ursprünglichen Sinne zu machen.
Professor Hellbrügges "Münchener Funktionelle Entwicklungsdiagnostik" wurde inzwischen in über 30 Sprachen übersetzt und zur Grundlage der Früherkennung von Entwicklungsrückständen bei Säuglingen und Kleinkindern in vielen Ländern der Erde. So ist es nur zu gut verständlich, daß Vertreter seiner Lehrmeinung aus dem In- und Ausland ihn drängten und die Gründung der Internationalen Aktion Sonnenschein unter seiner Präsidentschaft forderten. Die Internationale Aktion Sonnenschein hat die Aufgaben der Aktion Sonnenschein München übernommen, insbesondere in bezug auf Förderung der vielfältigen Programme der Frühdiagnostik, Frühtherapie und frühen sozialen Eingliederung sowie die fachspezifische interdisziplinäre Ausbildung in Deutschland und im weltweiten Ausland.(Die Internationale Aktion Sonnenschein ist heute ein Bestandteil der Theodor-Hellbrügge-Stiftung.)
Prof. Benga, Universität Cluj-Napoca, bittet Prof. Hellbrügge um Hilfe für Waisenhäuser in Rumänien. |
Gemeinsam mit dem Leiter der Universitäts-Kinderklinik Erfurt, Prof. Scheerschmidt, pflanzt Prof. Hellbrügge einen Baum zur Einweihung des Sonnenschein-Kinderzentrums. |
Professor Hellbrügge mit den Waisenkindern in St. Petersburg. |
Es ist wohl symptomatisch für diesen ungeheuer aktiven energiegeladenen Mann, daß er, losgelöst von der Alltagsarbeit im Kinderzentrum München, damit begann, seine Idee der Entwicklungs-Rehabilitation auch in die entlegensten Ecken unserer Welt zu tragen, in denen sich bislang kaum jemand um behinderte Kinder und deren Eltern kümmerte. Unermüdlich reiste und reist Professor Hellbrügge durch die Welt, um jungen Kollegen beim Aufbau von Kinderzentren mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. In Deutschland wird aktuell die Gründung eines Kinderzentrums in Bochum an der dortigen Universitäts-Kinderklinik in dieser Weise unterstützt. Gerade kommt Professor Hellbrügge zurück aus Moskau und Riga, wo er den Universitätskollegen in einem Symposium die großen Chancen der Entwicklungs-Rehabilitation verdeutlichte. Derzeit gilt sein besonderes Anliegen deshalb den Waisenhäusern in den Ländern des früheren Ostblocks. Diese sind zwischen 80 und 90 Prozent mit behinderten Kindern belegt, welche ohne familiäre Bindung aufwachsen müssen.
Der Schlüssel zu all diesen Erfolgen ist Professor Hellbrügges eiserner Grundsatz, stets Hilfe zur Selbsthilfe zu geben. Mit seinen Worten: "Nur wer hilft, wird selbständig und glücklich". Diese von ihm ursprünglich für die Aktion Sonnenschein deklarierte Philosophie hat nunmehr weltweite Verbreitung erlangt. Jetzt vertritt die Internationale Aktion Sonnenschein uneingeschränkt diesen Grundsatz.
Und Professor Hellbrügge? Er kämpft weiter für Projekte, die er für notwendig hält, die aber auch in Deutschland bislang nicht genügend beachtet werden. So z.B. die neuen Screeningmethoden, die es erlauben, gleich nach der Geburt Hörschäden bei Neugeborenen festzustellen und nicht erst im fortgeschrittenen Kindesalter von zwei Jahren, zu einem Zeitpunkt, in dem die Nervenbahnen weitgehend abgestorben sind. Um dies weiterzutragen, veranstaltet er am 10. und 11. Dezember 1999 in München ein Interdisziplinäres Symposium zum Thema "Frühkindlicher Spracherwerb bei gehörlosen und hörenden Kinder".
Am 23. Oktober 1999 begeht Professor Dr. Dr. hc. mult. Theodor Hellbrügge seinen 80. Geburtstag. Ein Festakt am 29. Oktober und Internationales Symposium am 30. Oktober stehen dabei im Mittelpunkt. Schon dieser Rahmen läßt erahnen, was ein Blick auf seinen Terminkalender bestätigt: Hier feiert kein "rüstiger Jubilar" im Kreise der Familie - hier wird gearbeitet: Es geht um Entwicklungs-Rehabilitation, um Frühdiagnostik, um das Thema "Sprache ist wichtiger als Laufen", um die Sprachförderung durch die von ihm gegründete Montessori-Heilpädagogik. Meilensteine im Lebenswerk Hellbrügges, das ihn immer noch nicht losläßt.
Bezeichnend für seine Lebenseinstellung: Er wünscht sich zum Geburtstag keine Geschenke. Statt dessen bittet er um Spenden für die Internationale Aktion Sonnenschein, um den Ärmsten der Armen - mehrfach und verschiedenartig behinderten Kindern in Deutschland und im Ausland - helfen zu können.
Alle Vorstandsmitglieder danken Herrn Professor Hellbrügge herzlich für seinen unermüdlichen Einsatz für die Kinder in Deutschland und in aller Welt und den Spendern für ihre Treue.
Mit freundlichen Grüßen
i.A. B. Schneeweiß
Der Vorstand der Internationalen Aktion Sonnenschein, die heute in der Theodor-Hellbrügge-Stiftung aufgegangen ist
Von links: Professor MUDr. Ladislav Soltes, Trnava, Slowakei; Dr. Maria Drewniak, Krakau, Polen; Dipl. Log. Gundega Tomele, Liepaja, Lettland; Dr. Jörg Hohendahl, Bochum; Dr. Horst Otte, Datteln; Professor Dr. Burkhard Schneeweiß, Berlin; in der Mitte der Jubilar.
In Krakau eröffnet Professor Hellbrügge den Lehrgang der Internationalen Akademie für Entwicklungs-Rehabilitation für Kinderärzte, Kinderpsychologen und Therapeuten aus Polen, Weißrußland, Ukraine, Rußland, Litauen und Lettland.