Münchener Funktionelle Entwicklungsdiagnostik

Als Basis für eine Entwicklungstherapie bei jungen Säuglingen hat sich die Münchener Funktionelle Entwicklungsdiagnostik 1. bis 3. Lebensjahr bewährt (Hellbrügge u. Mitarbeiter 1978, Köhler & Egelkraut 1984). Sie misst die gleichen Funktionsbereiche in Monatsschritten wie das Elternscreening und enthält neue diagnostische Begriffe wie Krabbelalter, Sitzalter, Laufalter, Greifalter, Handgeschicklichkeitsalter, Perzeptionsalter, Sprechalter, Sprachverständnisalter, Sozialalter und Selbstständigkeitsalter.

Im Gegensatz zu anderen international verbreiteten Entwicklungstests (Bayley, Griffith, Uzgiris u.a., Brunet-Lezine etc.) vermeidet die Münchener Funktionelle Entwicklungsdiagnostik einen Entwicklungsquotienten, der ebenso wie ein Intelligenzquotient grundsätzlich die Gefahr einer negativen Abstempelung der Kinder in sich birgt, aber keine konkreten Hinweise auf therapeutische Konsequenzen ergibt.

Die Münchener Funktionelle Entwicklungsdiagnostik ist also ausdrücklich als Grundlage für eine entsprechende Entwicklungstherapie angelegt. Sie hat nach Untersuchungen von Konstantopoulos eine größere Spezifizität und Sensitivität als die Griffith-Skalen und erst recht als der Denver-Test. Dies gilt für die gesamte Diagnostik bis zum 3. Lebensjahr. Die Entwicklungstherapie sollte optimal durch eine konstante mütterliche Hauptbezugsperson durchgeführt werden. Dies muss nicht die leibliche Mutter sein, sondern jene Frau (Pflegemutter, Adoptivmutter), die als Sozialmutter Zeit für das Kind hat und ihm deswegen am nächsten steht. Im Notfall kann auch der Vater diese Funktion übernehmen, wenn er sich in eine "mütterliche Rolle" hineinfindet.

 

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Mit der Münchener Funktionellen Entwicklungsdiagnostik wurde erstmalig das Verhalten des Säuglings und Kleinkindes systematisch bei Kinderärzten und Kinderpsychologen zur Früherkennung von Entwicklungsrückständen eingeführt.

Die kinderärztliche Diagnostik erhielt eine neue Dimension, denn weltweit beruht die Medizin fast ausschließlich auf anatomischen und physiologischen Grundlagen, das heißt, sie misst Körperliches und Körperfunktionelles und nicht das Verhalten.